Vortragsreihe der Ulmer Universitätsgesellschaft
11 Uhr
Studio der Sparkasse Ulm, Geschwister-Scholl-Platz 2, 89073 Ulm
Die Moderation des Bösen und die Zuschreibung von Schuld
Univ.-Prof. Dr. med. Manuela Dudeck
Lehrstuhl für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie
Ärztliche Direktorin am Bezirkskrankenhaus Günzburg
Der Umgang der Gesellschaft mit „abweichendem Verhalten“
bildet den Gegenstand des Faches der Forensischen Psychiatrie
und Psychotherapie. Hierbei geht es um den Bruch von Regeln
des sozialen Zusammenseins und um die Frage, wie Staat und
Gesellschaft darauf angemessen reagieren sollten. Die foren-
sisch-psychiatrischen Sachverständigen haben die Aufgabe, zu
klären, wie viel Schuld und wie viel Autorenschaft mutmaßliche
Täter:innen bei einer Straftat haben können. In den Medien geht
es zumeist um die „Anderen“ und die „Fremden“ und deren Ver-
halten, das uns einerseits entsetzt und andererseits fasziniert. So
entsteht zum einen das Bedürfnis nach staatlicher Intervention,
aber zum anderen gibt es außer Deutschland kaum ein Land,
das mehr Kriminalfilme und –dokumentationen zeigt, um die
Menschen zu unterhalten. Solange die Einzelnen nur der Krimi
kurz vor dem Zubettgehen gruselt, ist deren Welt in Ordnung.
Wenn aber die kriminelle Realität zum Nachbar wird, hat es so
etwas nicht zu geben. Die zunehmende Angst durch Krieg, Pan-
demie und Klimawandel hat nahezu alle Menschen aggressiver
gemacht und es stellt sich die Frage nach dem Bösen in uns.
Diese und andere Aspekte werden in diesem Vortrag erörtert.