Toxine sind der Schlüssel: Warum Krankenhauskeime so gefährlich sind und wie man sie entwaffnen kann

Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag
16. Dezember 2023

Vortragsreihe der Ulmer Universitätsgesellschaft
11 Uhr
Studio der Sparkasse Ulm, Geschwister-Scholl-Platz 2, 89073 Ulm

Prof. Dr. rer. nat. Holger Barth

Direktor des Instituts für Experimentelle und Klinische Pharmakologie, Toxikologie und Naturheilkunde, Universitätsklinikum Ulm

Toxine sind der Schlüssel: Warum Krankenhauskeime so gefährlich sind und wie man sie entwaffnen kann

Viele Bakterien, die schwere Erkrankungen verursachen, produzieren Toxine und lösen dadurch die jeweilige Krankheit aus. Bakterientoxine sind die giftigsten bekannten Substanzen. Es sind spezialisierte Proteine, die sehr effektiv in menschlichen Zellen aufgenommen werden, was zur Organschädigung führen kann. Die Toxine sind also der Schlüssel: Kann man ihre Wirkung hemmen, bleiben die Schäden aus.

Der Darmerreger Clostridioides difficile ist ein gefürchteter Krankenhauskeim, der insbesondere im Rahmen post-traumatischer Komplikationen auftritt, oder, wenn Patienten mit bestimmten Antibiotika behandelt werden. Dadurch wird das Mikrobiom gestört, so dass sich der Erreger ungehindert im Darm vermehren und seine Toxine TcdA und TcdB freisetzen kann.  Die Darmbarriere kann zerstört werden und von Antibiotika-assoziierter Diarrhoe bis zur lebensbedrohlichen Pseudomembranösen Kolitis führen. Das Auftreten multiresistenter Stämme erfordert dringend neuartige Therapieansätze.

Unser Institut erforscht die Wirkung der C. difficile Toxine und sucht pharmakologische Toxin-Inhibitoren. Dabei gab es überraschende Ergebnisse, die in dem Vortrag vorgestellt werden: Zum einen gibt es körpereigene Peptide, welche die Toxine neutralisieren. Zum anderen gibt es Medikamente, die für andere Erkrankungen zugelassen sind, aber die Toxine in Zell- und Organoidmodellen hemmen, wie das Herzmedikament Amiodaron.